Die Faktenchecks der Agence France-Presse (AFP)

Analyse und Bewertung des AFP-Faktencheck

Allgemeine Informationen

URL
https://faktencheck.afp.com/list

Wer macht das Angebot?
Faktencheck-Redakteur*innen der Agence France-Presse und ein weltweites Netzwerk von Journalist*innen. Ressortleiterin für den deutschsprachigen Bereich: Eva Wackenreuther. AFP ist Teil des internationalen Faktenprüfungsnetzwerks von Facebook.

Eigenbeschreibung
„Sie [gemeint sind AFP-Journalist*innen] berücksichtigen lokale Kulturen, können Feinheiten von Sprache einschätzen und verstehen die politischen Verhältnisse in ihrem Heimatland. Sie arbeiten mit den Nachrichtenredaktionen von AFP weltweit zusammen, um falsche Informationen zu untersuchen und zu widerlegen. Dabei konzentrieren sie sich auf Fake News, die schädlich, besonders einflussreich und/oder manipulativ sind.“ (https://faktencheck.afp.com/ueber-uns, abgerufen am 01.12.2022)

Finanzierung
Kommerziell (zu zwei Dritteln) und über eine Subvention der französischen Regierung.

Seit wann besteht das Angebot?
Seit 2017 der französische, seit September 2020 der deutschsprachige AFP-Faktenchecker (s. dazu: https://faktencheck.afp.com/ueber-uns).

Themen der Faktenchecks und weitere Informationen

294 Faktenchecks listet die deutschsprachige Redaktion der AFP im untersuchten Zeitraum auf, das sind zwischen 5 und 6 Checks pro Woche. Über 100 beschäftigen sich mit der Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen – davon deutlich mehr als die Hälfte (nämlich 69) mit der Impfung– und über 50 mit dem Krieg in der Ukraine (s. Abb. AFP-Faktencheck – Themen).

Die Faktenchecks zum Krieg befassen sich vornehmlich mit einzelnen Kriegsereignissen (insgesamt 19), meist in Zusammenhang mit der Interpretation von Bild- und Videomaterial. Auch 8 Behauptungen zum ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurden geprüft. Zwei Beiträge thematisieren Anschuldigungen bzgl. der Nähe von Ukrainer*innen zu nationalsozialistischen Ansichten.

Weitere Themen sind:

  • Energie-/krise: Staatliche Eingriffe in die private Energienutzung, Gasvorräte in Deutschland, Energiewende und Stromausfall
  • Klima: Leugnung des Klimawandels bzw. des „menschgemachten“ Wandels, Windkraft, Änderung der Tagesschau-Wetterkarte zur Dramatisierung des Klimawandels, zurückgelassener Müll bei Klimaveranstaltungen
  • Medizin: Verhinderung des Alterns allein durch Gedanken, Öle in Bauchnabel
  • Migration: Bevorzugung von Ukrainer*innen gegenüber Deutschen (bei Rechtsverstößen und bei Rentenhöhe), staatliche Anordnung zur privaten Aufnahme von Flüchtlingen in den Niederlanden u.a.
  • Politik: Verschiedene Behauptungen zu einzelnen Politikern: Baerbock, Lauterbach, Habeck, die Partei der Grünen, Scholz, Faseser, Biden, Trump
  • Rechtsextremismus/Reichsbürger: Deutschland noch immer besetztes Land, Warnung vor Gewalt durch Migranten
  • Sonstiges: Affenpocken, Medien, Wirtschaft u.a.
  • Soziale Unruhen / Proteste: Bildmaterial von Menschenmassen, die (angeblich oder tatsächlich) gegen Corona-Maßnahmen oder gegen den Staat allgemein protestieren
  • Verkehr: v.a. zum Thema E-Autos
  • WEF / Great Reset: Pläne zur Tötung großer Teile der Bevölkerung, weltweite Verschwörung
AFP-Faktencheck – Themen (Hinweis: Abgebildet werden nur Themen mit mindestens 4 Faktenchecks. Die restlichen fallen unter „Sonstiges“.)

AFP-Faktencheck – Themen (Hinweis: Abgebildet werden nur Themen mit mindestens 4 Faktenchecks. Die restlichen fallen unter „Sonstiges“.)

Ähnlich wie bei anderen Faktenchecks gehen bei der AFP die Checks zur Corona-Pandemie mit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine Ende Februar 2022 zurück – zu den Ursachen siehe das Fazit des Gesamtartikels.

Ebenso zeigt sich hier nach einem ersten Hoch der Faktenchecks-Anzahl zum Ukraine-Krieg eine deutlich breitere Streuung der Themen, auch wenn in den Monaten ab Mai 2022 Corona und/oder Ukraine-Krieg meist die Mehrzahl der Faktenchecks stellen. Insgesamt ist eine leichte Abnahme der Faktenchecks-Anzahl seit August 2022 zu beobachten, doch muss hier die Entwicklung der kommenden Monate näher betrachtet werden.

AFP-Faktencheck – Hauptthemen im Verlauf des untersuchten Jahres

AFP-Faktencheck – Hauptthemen im Verlauf des untersuchten Jahres

Aufbereitung und Bewertung der Faktenchecks

Dieser Artikel zum AFP-Faktencheck ist, wie oben erwähnt, Teil des Gesamtartikels „Wahrheit, Fehler, Fake? – Die Faktenchecks“. Die folgende Bewertung der AFP-Faktenchecks zu einzelnen Themen erfolgt im Vergleich mit anderen Checks zu jeweils demselben Thema. Dazu und zu den einzelnen Themen sind weitere Informationen in der Einleitung zum Gesamtartikel zu finden.

Die Faktenchecks der deutschen AFP-Redaktion sind zumeist recht ausführlich: Das Thema „ImpfSurv-Studie / Prof. Harald Matthes“ umfasst 8.423 Zeichen (inkl. Leerzeichen), das Thema „Olaf Scholz / Ukraine-Krieg“ ist mit 6.204 Zeichen im Vergleich mit anderen Checks zum Thema die längste Version und der Artikel „Rente für ukrainische Flüchtlinge“ hat 5.392 Zeichen.

Thema „ImpfSurv-Studie / Prof. Harald Matthes“ (zum AFP-Faktencheck)
Der AFP-Faktencheck zur „ImpfSurv-Studie“ nennt alle Argumente, die insgesamt in allen Faktenchecks angeführt werden. Eingeleitet wird der Artikel mit einem Video-Statement des AfD-Bundestagsabgeordneten Enrico Komning bei Facebook, das auf die Ergebnisse der Umfrage verweist und über Facebook, Twitter und Telegram weitere Verbreitung fand. Die AFP-Redaktion bietet Links zu einer Archiv-Version der Studien-Website und einer Teilnahme-Einladung zur Befragung. Die AFP hat bei der Charité selbst sowie beim Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) nachgefragt, wie diese Studie bzw. Umfrage zu bewerten sei. Hinzugezogen wurden zudem Äußerungen des Infektiologen und Leiters der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie, Leif Erik Sander, und von Tobias Schulze, Sprecher der Berliner Linksfraktion für Wissenschaft und Forschung (beide bei Twitter), ein Hintergrundbericht des ZDF (mit Äußerungen von Prof. Harald Matthes) sowie Artikel des Robert-Koch-Instituts und des Paul-Ehrlich-Instituts.

„Olaf Scholz / Ukraine-Krieg“ (zum AFP-Faktencheck)
Der sehr ausführliche und gründliche Artikel zum Thema „Olaf Scholz / Ukraine-Krieg“ widerlegt, nach einer ausführlichen Einführung in das Thema, die Behauptungen zu „bedenklichen Ansichten“ des Bundeskanzlers und dessen „erschütterndem Demokratieverständnis“. Sie (die Behauptungen) waren in einem in der österreichischen „Kronen Zeitung“ abgedruckten Leserbrief aufgestellt worden. Anlass war ein Interview von Scholz im US-amerikanisches Nachrichtenmagazin „Time“. AFP übersetzt und erläutert sehr genau die entsprechenden Passagen im Magazin und stellt Bilder des Interviews hinzu. Auch die Pressesprecherin des Magazins, Kristin Matzen, wurde dazu befragt und bestätigte, dass Scholz genannte Äußerungen nicht getätigt habe. Eine Anfrage an die Kronen Zeitung sei erfolglos gewesen.

Thema „Rente für ukrainische Flüchtlinge“ (zum AFP-Faktencheck)
Der Faktencheck „Rente für ukrainische Flüchtlinge“ stellt zunächst den Kontext der Behauptung vor: Desinformationen zum Krieg und zu den Geflüchteten, die von der Bundesregierung angeblich besser behandelt würden als Deutsche. Mit Erklärungen zum deutschen Renten- und Sozialsystem sowie zahlreichen eigenen Anfragen an die Bundesagentur für Arbeit, die Deutsche Rentenversicherung und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (und den erhaltenen Antworten) werden die Behauptungen widerlegt.

Thema „Krieg in der Ukraine“ (zwei AFP-Faktenchecks, s. folgenden Text)
Die Redaktion der Agence France-Presse berichtet auch über Falschnachrichten von Ukariner*innen bzw. von Personen, die sich auf die Seite der Ukrainer stellen. Zum Beispiel wird in den folgenden Faktenchecks die Authentizität von Fotos hinterfragt und richtiggestellt, die eine pro-ukrainische Stimmung erzeugen sollten:

Fazit
Die gründlich recherchierten und gut argumentierenden Faktenchecks der AFP sind sehr zu empfehlen, auch weil sie zu einem großen Teil auf eigenen Nachforschungen und Nachfragen bei Institutionen und Fachleuten beruhen.

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