Die Faszination der Weltmeere
Kampf um Bodenschätze am Meeresgrund! Alfred Wegeners gefährliche Expedition in das Grönlandeis. Oder die Bedrohung des ökologischen Systems durch Plastikmüll. In den drei interaktiven Web-Dokumentationen „Meer entdecken!“ von ARTE werden Themen rund um die Meere und Ozeane aufgegriffen und mit verschiedensten Medienformaten anschaulich visualisiert. Fragen unserer eigenen Verantwortung gegenüber den Meeren stehen dabei stets im Mittelpunkt. Ziel ist es, auch kompliziertere Sachverhalte über die Meere für den Zuschauer anschaulich, verständlich und interaktiv zu erklären. Die Web-Dokumentationen sind in der Kategorie „Wissen und Bildung“ für den Grimme Online Award 2017 nominiert. Katja Dünnebacke, Redakteurin im Bereich neue Medien für ARTE Deutschland, und die Autoren und Produzenten der Web-Dokumentationen, Alexander Lahl und Max Mönch, geben Auskunft zu der Entstehung des Projektes „Meer entdecken!“.
Wieso wählten Sie gerade die Webdokumentation als Darstellungsform aus?
Max Mönch: Normalerweise machen wir Dokus fürs Fernsehen, das ist unser Kerngeschäft. Diese Arbeit ist natürlich sehr aufreibend und anstrengend, begrenzt sich aber trotzdem immer auf die audio-visuelle Ebene. Das schränkt uns dann doch in unserer Erzählkapazität ein. In einer Web-Doku dagegen besteht die Möglichkeit, dass man eine Vielzahl an Medien hinzuziehen kann. Man kann sehr visuell, aber auch sehr auditiv arbeiten. Diese Kompositionen fanden wir besonders spannend, da wir dadurch so viele Formate wie möglich aus dem großen Angebot an Medien herausfischen konnten. Für manche ist es vielleicht etwas viel Synapsen-Fasching, aber die Ausdrucksmöglichkeiten, die man dadurch hat, insbesondere in der Dramaturgie, wachsen ungemein.
Wie bewerten Sie dementsprechend die Darstellungsmöglichkeiten der Präsentationsform Web-Doku?
Alexander Lahl: Man kann sich einfach austoben, aus Autorensicht unglaublich gut erzählen und dabei mit relativ vielen Bauteilen arbeiten. Zum Beispiel hatten wir all diese Tagebucheinträge von Alfred Wegener und konnten relativ schnell entscheiden, dass wir sie einsprechen lassen und sie dann auditiv in die Doku mit einbringen.
Max Mönch: Das ist auch einer der Unterschiede zur Fernseh-Doku, in der man Zitate dieser Art längst nicht in solch einer Fülle einbringen kann und in der Regel sehr verkürzt, einfach aufgrund der begrenzten Zeit. Ganz selten hat man dann einen O-Ton oder ein Zitat, welches länger als dreißig Sekunden ist. In einer Web-Doku hingegen besteht die Möglichkeit Content zu platzieren, der auch mal zwei oder drei Minuten lang ist. Tatsächlich sind dann in dem Format diese Möglichkeiten schier unbegrenzt.
Wie entstand die Idee zum Projekt? Welche Motivationen stecken dahinter?
Katja Dünnebacke: Es fing damit an, dass wir einen Tag der Ozeane für den Juni 2016 geplant haben, an welchem über ARTE viele unterschiedliche Filme über die Meere und Ozeane, Meeresverschmutzung, Plastik im Meer und Ähnlichem gezeigt worden sind. Es bestand dann schon die Idee, bei den Autoren und bei meiner Kollegin beim ZDF, Ann-Kristin Hornberger, dass man hier das Wissenschaftsjahr ebenfalls mit einbeziehen könnte, welches eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (MBF) ist. Sie begannen selbst im Juni 2016 mit Ihrem neuen Thema der Meere und Ozeane, was für uns sehr gut gepasst hat. Es geht in letzter Instanz darum, die Problematik des Klimaschutzes und den Schutz der Meere zu verdeutlichen. Dieses Wissenschaftsjahr suchte einen Medienpartner, um ihr Anliegen und diese Thematik in die Öffentlichkeit zu tragen. Dieser Rolle haben wir dann übernommen.
Haben Sie eine persönliche Verbindung zu der Thematik? Wieso denken Sie, ist die Problematik des Klimaschutz für die Meere und Ozean so wichtig?
Alexander Lahl: Wir sind Meeresliebhaber, um es mal ganz kurz zu sagen. Es ist für uns also auch eine persönliche Beziehung vorhanden, da wir jede Chance nutzen, um zur Ostsee zur fahren. Es zeigt sich einfach, dass die Meere so extrem wichtig sind als Faktor für diesen Planeten, dass sich darin auch die Problematik immer stärker zeigt. Die Meere lassen es uns insbesondere jetzt dramatisch wissen, was wir hier auf unserer Erde eigentlich machen und dass es eines Tages zu spät sein könnte, etwas daran zu ändern. Genau diese Thematik ist uns schon seit einiger Zeit sehr wichtig.
Was ist zusammenfassend das Ziel Ihres Projektes und wie wünschen sie sich, sollte es von dem Zuschauer aufgenommen werden?
Katja Dünnebacke: Also ich würde mich freuen, wenn jemand, der die Web-Doku gesehen hat, zum einen einen Erkenntnisgewinn daraus zieht und sagen kann, dass er etwas Neues gelernt und erfahren hat, was er zuvor noch nicht wusste. Zweitens, wenn dadurch ein Nachdenken über die Situation der Meere und Ozeane angestoßen wird und man darauf aufmerksam gemacht wird, dass es da eben etwas zu tun gibt und dass die Sauberkeit der Meere nicht selbstverständlich ist.
Haben Sie einen persönlichen Favoriten unter den drei Webdokumentationen?
Katja Dünnebacke: Mich hat das Thema Monopoly der Weltmeere sehr überrascht und auch sehr begeistert, weil ich es total spannend und wichtig fand, dass die Öffentlichkeit davon erfährt. Gleichzeitig fand ich auch die Beschreibung der Expedition von Alfred Wegener nach Grönland in den 30er Jahren sehr toll gemacht. Alle Web-Dokus sind interessant erzählt und haben dabei immer den Rückgriff auf die Gegenwart, sodass man nicht nur eine Geschichte aus der Vergangenheit liest, sondern gleichzeitig erfährt, was diese denn auch für uns heute bedeutet.
Max Mönch: Das ist schwer zu sagen, da sie alle schon sehr unterschiedlich sind und der Grad an Wichtigkeit auch vergleichbar ist. Was für uns vom Stil her am neuesten war, weil wir in der Regel doch eher Filme machen und audio-visuellen Content produzieren, war die dritte Dokumentation über das Grönlandeis. Grundsätzlich kann ich aber nicht wirklich sagen, welche mir jetzt am besten gefallen hat. Da hängt auf jeden Fall an allen dreien schon das Herzblut dran, da man von Anfang bis Ende bei jeder einzelnen Dokumentation dabei gewesen ist und wir von den Interviewpartnern bis hin zu den Bildern und der Musik alles selber ausgesucht haben.
Das Interview führten Sabrina Eggert und Selin Yazicilar.
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Die Interviews mit den Nominierten und die Videos sind im Rahmen eines Medienpraxis-Seminars an der Universität zu Köln entstanden.
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