Die Grimme-Preis-Kandidaten und das Web
Der Grimme-Preis 2015 steht in den Startlöchern und die Nominierungen hierzu wurden kürzlich bekanntgegeben. Grund genung für uns einmal zu schauen, wie es denn um die Online-Präsenzen der Nominierten so steht. Zugegeben: letztes Jahr gab es deutlich mehr Preis-Kandidaten, die auch eine interessante Website zu ihren Produktionen darboten. Aber ein paar gibt es doch:
Der Mauerfall im multimedialen Storrytelling
Los geht’s mit der Kategorie „Fiktion„. Hier ist der MDR mit seiner Produktion „Bornholmer Straße“ vertereten. Wahrscheinlich geht es allen U30ern ähnlich wie mir: Sie waren zum Zeitpunkt des Mauerfalls einfach noch zu jung oder noch nicht existent, um die Ereignisse mitzubekommen. Der Webauftritt der Produktion verschafft den nötigen Zugang zu den Geschehnissen um den 9. November 1989 – und das sehr gekonnt. Besucher der Seite können in drei Kategorien die besondere Nacht am Grenzübergang „Bornholmer Straße“ erfahren.
In der ersten Kategorie geht es um die Schnittmenge zwischen dem Spielfilm „Bornholmer Straße“ und den wirklichen Ereignissen. Diente ein realer Charakter als Blaupause für den befehlhabenden Grenzbeamten und sorgte der illegale Grenzübertritt eines Hundes (!) in der Tat für ein Politikum im Ostberliner Senat? Mit multimedialem Storytelling in Pageflow werden dem Besucher die Antworten näher gebracht.
Den wahren Spirit der Nacht erlebt man in der Kategorie „Zeitzeugen“: Wie die Überschrift bereits verrät berichten hier Zeitzeugen von ihrem ganz persönlichen Mauerfall-Erlebnis. Ausreisewillige Familien die Hals über Kopf ihre Koffer packen und Menschen, die ganz zufällig auf einer Geburtstagsfeier nahe des Grenzübergangs waren, kommen hier zu Wort. Untermalt wird das Erlebnis von Tonaufnahmen, Bildern und Videos, die in jener Nacht am Grenzübergang Bornholmer Straße aufgezeichnet wurden.
Ganz interessant: Der Nachrichtenticker. Welche Meldungen in Ost und West über den Ticker und die Mattscheibe gingen, wird hier chronologisch nachgestellt. Auf jeden Fall einen Besuch wert!
Eine Reise ins Erdinnere
In der Kategorie „Information & Kultur/Spezial“ wartet das Webspecial von Terra X zur Produktion „Deutschland von unten“ auf. Nicht nur Jules Verne begibt sich auf die Reise zum Mittelpunkt der Erde, auch das ZDF macht dies in seinem Webspecial von Terra X. Und wer sich schon immer mal gefragt hat, wie denn so eine Reise dorthin wohl aussehen würde, der kann nun mit auf die Expedition ins Erdinnere. In einem schematischen Querschnitt der Erde wird eine Fahrt bis in 6371000m Tiefe simuliert – so tief liegt nämlich der Erdkern. Los geht es aber zunächst an der Oberfläche. Die Startseite lädt den Besucher dazu ein weiter zu scrollen, um sich auf die Reise unter Tage zu begeben. Und das ist auch das Prinzip der Seite: Der Besucher scrollt nach unten und wird etappenweise durch die verschiedenen Erdschichten geführt.
Hierbei werden anhand von diversen Markern nützliche Informationen zu den jeweiligen Tiefen gegeben. Begleitet werden diese von Anzeigen zu Druck, Tiefe und Temperatur und obendrein gibt die Seitenleiste am rechten Bildrand darüber Auskunft, in welcher Etappe man sich zur Zeit befindet. Wusstet ihr zum Beispiel, dass die oberste Bodenschicht bis 2 Meter Tiefe die lebendigste ist? Oder das die tiefste U-Bahn-Station Deutschlands mit 26 Metern Tiefe die Haltestelle „Messehallen“ in Hamburg ist? Wir auch nicht!
Einmal am Erdkern angekommen, hat man eine ganze Menge an Informationen intus – Die interaktive Infografik ist also nicht nur für alle Fans der Geologie einen Besuch wert.
Kessler ist… nominiert!
Die Kategorie „Unterhaltung“ führt unsere Saga der potentiellen (Grimme-)Preisträger fort. Hier ist unter anderem die ZDFneo-Produktion „Kessler ist…“ nominiert. Michael Kessler – vielen vielleicht eher aus Switch Reloaded ein Begriff – nimm das Leben von Prominenten ganz genau unter die Lupe und verwandelt sich am Ende sogar in die Person. Auf der Webpräsenz findet man Hintergrundinformationen zur Sendung und ein Interview mit Michael Kessler, aber auch alle Videos der bisherigen Sendungen.
Auch was für die kleinen User
Der KiKa ist für den Sonderpreis Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen mit seinem Format „ENE MENE BU und dran bist du“ nominiert. Die Mitmachsendung von Kindern für Kinder lädt dazu ein, selbst kreativ zu werden und eigene Bilder und Basteleien einzusenden. Die begleitende Website ist interaktiv und witzig, ganz junge User können hier spielerisch den Umgang mit Tastatur und Maus üben. Eine Bastelreise animiert Kinder dazu, Symbole zuzuordnen, Gegenstände zu klicken und kleine Filmchen abzuspielen – fördert die kindliche Medienkompetenz ohne zu überfordern.
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