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Eindrücke von der re:publica 2025

„Die Demokratie brennt“, sagte re:publica Mitgründer Johnny Haeusler zur Eröffnung der Digitalkonferenz, die vom 26. bis 28. Mai in der Berliner Station stattfand, Haeusler weiter: „Wir wollen deutlich machen, dass sie in unseren Händen liegt und nicht in Händen von Autokraten und Algorithmen!“ Ähnlich politisch äußerte sich der andere re:publica Mitgründer Markus Beckedahl bei der Eröffnungsveranstaltung und warnte vor einem „digitalen Faschismus“, der keine Dystopie mehr sei.

Session: Fairer Umgang im Netz: der Public Spaces Incubator auf der ARD ZDF Media Stage. Foto: Lars Gräßer/Grimme-Institut

Umfangreiches Programm

Danach erwartete die Teilnehmenden auf zahlreichen großen und kleinen Bühnen ein umfangreiches Programm mit Keynotes, Paneldiskussionen, Workshops, Performances und vielem mehr. In Zahlen: 650 Sessions, von über 1.100 Sprecher*innen und Programm auf 23 Bühnen. Motto diesmal: Generation XYZ, der intergenerative Dialog. Denn, so die Veranstalter: „On- wie offline fehlt es an Räumen, in denen Generationen sich offen begegnen können, um sich zu vergewissern, dass uns mehr verbindet als trennt. Dass in Generationsunterschieden auch Chancen liegen, voneinander zu lernen, wenn wir uns offen begegnen.“

Kurioserweise wurde das Motto im nachfolgenden Panel „GenerationXYZ: Digitale Heimaten, digitale Zukünfte“ – mit der Autorin Patricia Cammarata, der Aktivistin und Autorin Theresia Crone und dem YouTuber Oğuz Yılmaz, moderiert von Johnny Haeusler – gleich ein Stück weit kassiert, denn Theresia Crone erklärte: „Der intergenerationelle Diskurs ist vielleicht gar nicht das Problem in sozialen digitalen Räumen,“ trennender sei der sozioökonomische Status und die Medienpraxen der User, hier zeigen sich die entscheidenden Unterschiede.

Ebenfalls am ersten Veranstaltungstag diskutierten die TV-Journalistin und jetzt Podcasterin Anne Will mit dem Juristen und Podcaster Ulf Buermeyer über „Podcasts als Plattform für öffentliche Debatten“, wo Anne Will ihre neue Rolle noch mal genauer in den Blick nahm – wie schon in der letzten Folge LÄUFT. Am gemeinsamen Stand von ARD und ZDF wurde – unter anderem – über die Onlineaktivitäten der ÖRR diskutiert: „Kein Neuerfinden von Social Media, sondern eine Erweiterung der Diskursräume, damit nicht immer die Lautesten gewinnen“, darum gehe es gerade, so Benjamin Fischer, Leiter von ARD Online in Mainz. Gefühlt handelte es sich um eins der Schwerpunktthemen der diesjährigen re:publica.

CIVIS Medienpreis

Session: Verleihung: CIVIS Medienpreis 2025. Verleihung des CIVIS Video Award Fiktion an „Uncivilized“. Speaker: Mona Ameziane. Foto: Stefanie Loos/re:publica

Beim WDR-Europaforum, das in diesem Jahr erneut im Rahmen der re:publica Berlin stattfand, war Bundeskanzler Friedrich Merz zu Gast – der prominenteste Besuch aus der Politik, die seit Jahren die re:publica besucht.

Am Abend wurde der CIVIS Medienpreis verliehen, wo zahlreiche Medienschaffende eine Auszeichnung erhielten, die auch schon beim Grimme-Preis oder beim Grimme Online Award erfolgreich waren:

  • Die gerade noch mit einem Grimme-Preis ausgezeichnete Fiction-Serie „Uncivilized“ erhielt gleich zwei Auszeichnungen: Das „kleine Fernsehspiel“ von Bilal Bahadir erhielt in der Kategorie „Fiktion“ den Top Award sowie den Video Award.
  • Katharina Thoms wurde in der Kategorie „Audio Award kurz“ für die Reportage „Syrische Kurden in Deutschland zwischen Hoffen und Bangen“ ausgezeichnet, die bereits einen Grimme Online Award für ihren „Mensch Mutta“ Podcast erhielt.
  • 2018 war der „halbe Katoffl“ Podcast nominiert für den Grimme Online Award, jetzt erhielt Frank Joung einen CIVIS Audio Award.
Das Team von „Uncivilized“, Preisträger des CIVIS Video Award, mit Grimme-Direktorin Çiğdem Uzunoğlu. Foto: Lars Gräßer/Grimme-Institut

Tag zwei

An Tag zwei war erneut viel „Politik“ zu Gast, u.a. der erste Deutsche Bundesdigitalminister Karsten Wildberger, NRW Medienminister Nathanael Liminski, die Politikerinnen Heidi Reichinnek und Ricarda Lang, außerdem die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Louisa Specht-Riemenschneider, die Grimme-Preisträgerin und TV-Satirikerin Sarah Bosetti und viele andere mehr. Schon lange ist die re:publica keine „einfache“ Digitalkonferenz mehr.

Erwähnt werden sollte auch die ON SCREEN am 27. Mai 2025, die sich um Filme, Serien, Games und XR kümmerte. Das Programm-Special ON SCREEN umfasste Diskussionen mit führenden Branchen-Expert*innen, praktische Workshops, eine interaktive Ausstellungsfläche zum Medienstandort Berlin-Brandenburg und gemeinsames Networking am Abend, gefördert vom Medienboard Berlin-Brandenburg.

Session: Poesie gegen Populismus – die schönsten Nebenschauplätze unserer Diskussionskultur /// Speaker: Sarah Bosetti. Foto: Anne Barth/re:publica

Tag drei

Tag drei überraschte nicht nur mit wechselhaftem Wetter, immer wieder gab es spontane Regenschauer. An Tag drei fragten Christoph Neuberger, Jessica Heesen, Christoph Bieber, Christina Badde: „KI im Superwahljahr 2024: Freie Meinungsbildung in Gefahr?“. Vor Ort war auch „re:publica Dauergast“ Katharina Nocun um „Die Maschen der Brandstifter“ zu erhellen. Andere „re:publica Dauergäste“ fehlten (erneut), wie etwa Sascha Lobo oder Günther Dück, während sich etwa Marcus John Henry Brown dauerhaft von der re:publica verabschiedete und zukünftig nur noch hinter den Kulissen tätig sein will.

Podcast „Läuft“

Wer sich ein eigenes Bild von re:publica machen will, kann dies tun: Zahlreiche Session sind bereits online verfügbar. Heute erschienen ist zudem Folge 63 des LÄUFT Podcasts: „Brauchen wir ein öffentlich-rechtliches soziales Netzwerk, Gavin Karlmeier?“ Auch hier wird die Frage aufgegriffen: Sind soziale Netzwerke von Tech-Milliardären als Ausspielkanäle für ARD und ZDF noch angemessen? Oder ist es an der Zeit, eine europäisch-demokratische Alternative zu schaffen? Und: Wie könnte sie aussehen? Dazu hat Podcast-Host Alexander Matzkeit auf der re:publica mit dem Digitalberater und Podcast-Host Gavin-Karlmeier („Haken dran“) gesprochen.

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